Die Kirche St. Peter und Paul Reutlingen

Als die Kirche St. Peter und Paul 1959 geweiht wurde, rühmten Zeitungsberichte ihre „architektonische und moderne künstlerische Gestaltung und Ausführung" sowie ihre sakrale Wirkung. Gerade Linien, strikte Formen, eine strenge bauliche Gliederung — St. Peter und Paul ist eine schlichte und klare Schönheit.

Von den Architekten Hans Lütkemeier aus Rottenburg und Dipl.-Ingenieur Richard Landenberger aus Reutlingen entworfen, wurde der Stahlskelettbau mit Bruchsteinen einprägsam ummauert: gelber Kalkstein war dafür auf der Schwäbischen Alb bei Wittlingen gebrochen worden. Der Baukörper ist klar gegliedert, die schweren Wandflächen sind kaum durchbrochen. Betönbänder am frei stehenden Glockenturm — einem Campanile gleich — ziehen den Blick nach oben zum Kreuz, zum eigentlichen Orientierungspunkt.

St. Peter und Paul steht stellvertretend für die Epoche der Gemeindegründungen und Kirchbauten nach dem Zweiten Weltkrieg. Kriegszerstörungen, Einquartierungen und der Zuzug vieler Flüchtlinge und Heimatvertriebener hatten den Neubau von Wohnungen und Einfamilienhäusern zur dringlichsten kommunalen Aufgabe gemacht. Die Siedlungen Römerschanze und Storlach wurden gebaut. Der so entstandene neue Stadtteil und auch die in der Nachkriegszeit anwachsende Zahl der Katholiken in der St. Wolfgang-Gemeinde auf 15.500 Gläubige machten den Bau einer zweiten katholischen Kirche notwendig. Im Mai 1958 erfolgte der erste Spatenstich, im September 1958 wurde der Grundstein in das bereits bestehende Stahlgerüst eingefügt.

Die Namensgebung kommt nicht von ungefähr. Sie wahrt die Erinnerung an die älteste christliche Kirche in Reutlingen: St. Peter in den Weiden, die sich auf dem Gebiet des heutigen Friedhofs „Unter den Linden" befand. Während der Reformation wurde sie als „Kirche der Altgläubigen" 1538/39 abgebrochen.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die Kirchenmusik ein Teil der liturgischen Verkündigung geworden. Orgel und Chormusik erklingen zum Lobe Gottes. 32 Register und insgesamt 2116 Orgelpfeifen zählt die seit 2005 vollständige Fischer-und-Krämer-Orgel in St. Peter und Paul, die ba- dische und französische Elemente des Orgelbaus vereint. Ihr Klangvolumen sowie die besondere Akustik des Kirchenraums, die durch die ornamentartige Schuppendecke aus Weichfaserplatten unterstützt wird, machen geistliche Musik in dieser Kirche zu einem besonderen Erlebis. Seit 2003 gibt es die Konzertreihe „Taste und Ton“, in der namhafte Chöre und Organisten auftreten.

Die Orgel von St. Peter und Paul Reutlingen

Die Disposition